Donnerstag August 2000
Der Fischerhafen liegt bei Falerna Marina am Mittelmeer. Nach kargem Frühstück brechen wir in Richtung RC auf und setzen mit der Fähre von Reggio di Calabria (RC) nach Messina auf Sizilien über. Achim versucht klammheimlich sein WoMo auf die Fähre zu schmuggeln. Klappt aber leider nicht, also muss er noch mal zurück und Tickets holen. Die Fährtickets für unseren Bully hat derweil schon mein Franser besorgt. Trotzdem kommt Achims WoMo als Erster weg, da unsere Fähre schon voll ist und wir auf die nächste Schwimmhilfe warten müssen. In Messina wartet Achim dann an der Strandstraße auf uns. Die Position hat er uns telefonisch durchgegeben. Dazu muss er aber erst mal eine Telefonzelle aufsuchen, da Angelika kein Handy mit auf die Reise nehmen wollte.
Nach dem Wiedersehen machen wir uns auf den Weg zur Autobahn, müssen jedoch feststellen, dass die Auffahrt gesperrt ist. Schöne Bescherung! Dadurch lernen wir endlich die abgelegenen Vororte Messinas kennen mit ihren verwunschenen, engen, steilen Gassen. Aber eine innere Stimme sagt mir: Bleibe ruhig und sei froh dass es ab und zu weitergeht, denn es könnte schlimmer kommen. Und ich bleibe ruhig und bin froh und es kommt noch schlimmer. Anderthalb Stunden unseres Urlaubs, etliche Liter Sprit, diverse Liter Schweiß, mehrere Nervenzusammenbrüche, Wutausbrüche und Ohnmachtsanfälle sowie einige verbale Ausfälle kostet uns diese Sightseeingtour. Aber irgendwie, keiner weiß bis heute eigentlich genau wie, retten wir uns auf die Autobahn in Richtung Palermo. Achim wundert sich noch heute über mich, wie ich in all diesem Chaos doch so ruhig bleiben konnte.
Bei Capo d' Orlando am Tyrrhenischen Meer verlassen wir die Autostrada kurze Zeit später und werden auch bald fündig: Camping "Santa Rosa" (GPS N38°07.722' E014°42.633') am Ende einer staubigen Strandstraße. Kommt mir irgendwie spanisch vor! Oder vielleicht doch mexikanisch? Aber auf jeden Fall nicht typisch italienisch, denn der Platz ist sehr schön, bietet alles im überschaubaren Rahmen und ist nicht überlaufen. Hier bleiben wir!
Camping "Santa Rosa" bei Capo d' Orlando
Kaum steht unser Zelt, sause ich mit Arian zum Swimmingpool. Hurra, kein Schwimmer im Pool! Völlig leer! Nein, nein, Wasser ist natürlich drin! Klares, kühles Nass, genau von der Sorte, worauf jeder bei 40°C im Schatten scharf ist. Ich setze zum Hechtsprung an, da schreit der Bademeister auf! Im herbeieilen fasst er sich immer wieder an den Kopf. Will er mir seine neue Frisur zeigen? Er spricht italienisch, ich Deutsch. Na gut, ich kann auch noch Englisch oder beides von Beidem: Denglisch. Aber mit Englisch oder Denglisch kommt man in Italien nicht weit und mein Deulienisch ist noch nicht salonfähig. Aber schließlich dämmert es mir, dass in Italien wohl Badekappenpflicht herrscht. Ob das seinen Grund in einer Epidemie hat, frage ich besser wohl nicht. Auf meinem Haupt ist von Badekappe weit und breit nichts zu sehen, daher also die ganze Aufregung! Der Kerl - wo hat der eigentlich seine Badekappe? - ist nicht weich zu reden: Keine Badekappe, kein Planschen! Aus Frust springe ich aber trotzdem kurz ins Wasser, um mich abzukühlen, was uns prompt den Besuch der örtlichen Mafia am Zelt beschert. Aber die Jungs sind ganz nett und so beruhigen sich die Gemüter sehr schnell. Wie überhaupt die Italiener sehr freundlich und hilfsbereit sind, fällt schon nach kurzer Zeit auf.
Den Tag beschließen wir im Restaurant auf dem Campingplatz mit Pizza, Meerestieren, Capaccio, kühlem Bier und anderen Leckereien.
Freitag August 2000
Aufstehen, Frühstück, Strand, Siesta, Abendessen, Schlafen, so sieht unser heutiges Tagesprogramm aus. Kurz, klar und übersichtlich. Bis um 14 Uhr schnorchel ich mit Arian im Wasser herum, danach ist mir nach Schatten zumute. Der Strand am Campingplatz ist eine einzige Katastrophe. Nur wenige Meter breit, nur faustgroße Kiesel, Betonmauer und dann die Straße. Das war's auch schon. Aber immerhin eine Dusche gibt's am Strand. Zurück am Zelt koche ich mir Kaffee, dann halte ich im Schatten Siesta. Die Stellplätze sind parzelliert und angenehm schattig. Frische Zitronen gibt's gleich neben dem Zelt gratis. Man muss allerdings eine Weile suchen, bis man eine reife Frucht findet, die meisten sind leider noch grün.
Bald kommen auch die Anderen vom Strand zurück und fahren nach dem Duschen mit dem Linienbus um 17.15 Uhr nach Capo d' Orlando einkaufen. Der Bus hält unmittelbar vor dem Campingplatz.
Italienischer Abend
Heute Abend wird gegrillt. Wahrscheinlich die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen - neben Bier trinken. Achim holt aus den Tiefen seines WoMos den Elektrogrill hervor, alles wird vorbereitet, der Grill eingeschaltet - und wir sitzen im Dunkeln. So wird das nichts. Selbst nachdem wir alle Verbraucher abgeschaltet haben, fällt immer noch die Sicherung, wenn wir den Grill in Betrieb nehmen. So holen wir Kocher und Pfannen hervor und brutzeln unser Fleisch in der Pfanne.
Samstag August 2000
Um halb neun werde ich wach. Arian düst schon draußen rum, Achim widmet sich Arians Daddelmaschine. Ein herrlicher Morgen! Ich habe Hunger! Nach dem Frühstück geht's wieder an den Strand Schnorcheln. Um 14 Uhr haben wir genug von der Hitze und gehen zum Zelt. Nach dem Duschen wird Kaffee getrunken, dann fahren wir alle mit dem Bus um 17.15 Uhr in den Ort. Achim versucht den Busfahrer mit gebrauchten Tickets zu bescheißen, aber der ist ausgeschlafen, will sofort den Inhalt von Achims Hosentasche sehen und ist anschließend sauer auf die blöden Touristen! Angelika ist das alles furchtbar peinlich.
Camping "Santa Rosa" bei Capo d' Orlando
Der Optiker hat mein Brillengestell sauber gelötet, die Reparatur kostet mich umgerechnet 10 DM. So sieht meine Jean-Paul-Gaultier-Brille wieder wie neu aus. Wir bummeln durch Capo d' Orlando und treffen uns alle anschließend am Bahnhof wieder.
Sonntag August 2000
Heute messen wir unsere Kräfte im Faulenzen! Mit Baden im Meer ist nichts, da eine ordentliche Brandung ansteht und Achim seinen Sonnenbrand auskurieren muss. Für Morgen haben wir uns einen Stadtbummel durch Palermo vorgenommen.
Für Unterhaltung auf dem Platz sorgen die Italiener, die heute scharenweise auf dem Platz einfallen. Irgendwie sind wohl alle Italiener miteinander verwandt oder verschwägert! Kaum haben sich die Autotüren geöffnet, kommen aus allen Himmelsrichtungen die Leute angerannt und es ertönt ein unglaubliches Geschrei: Enrico, Enrico, Enrico ... Und dann wird geherzt und gedrückt was die Arme hergeben. Küsschen hier und Küsschen da und kaum hat sich alles beruhigt und der richtige Stellplatz ist gefunden ... naht auch schon das nächste Auto! Schließlich wird auch noch eine unglaublich große Leiter herangeschafft und hoch in den Baumwipfeln die Elektrokabel quer über den Platz gezogen!
Montag August 2000
Palermo wir kommen! Fast hätte es nicht geklappt, da der Bus heute früh um 6.45 Uhr nicht fährt. Jemand vom Campingplatz fährt uns aber noch schnell zum Bahnhof nach Orlando. So kriegen wir knapp den Zug um 7 Uhr, da er etwas verspätet abfährt.
Palermo
In Palermo machen wir uns zu Fuß auf zur Stadtbesichtigung. An einem Infostand erhalten wir einen Stadtplan und los geht's. Zuerst besichtigen wir die 8.000 Leichen in den Katakomben des Cappuccino-Klosters. Paula darf alles aus Angelikas Einkaufstasche heraus beobachten.
Einbalsamierte Kinder in den Katakomben des Cappuccino-Klosters
8.000 Leichen in den Katakomben des Cappuccino-Klosters
Hinterher besuchen wir die Kathedrale in der Via Vittorio Emanuele. Hier ist es angenehm kühl und so verweilen wir gerne etwas länger. Danach machen wir uns auf den Weg zum Hafen und bummeln über den Markt von Palermo. Arian kauft sich Kaktusfrüchte. Für die feinen Stacheln haben wir keine Pinzette mit, also vorsichtig essen! Ich erstehe neue Fußtreter, hier in Italien natürlich kein Problem und auch gar nicht teuer.
Palermo
Auf dem Markt von Palermo
Um 17.40 Uhr nehmen wir den Zug zurück und kriegen auch sofort den Bus zum Campingplatz.
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