Ungarn

zurück nach Dedinky in der Slovenska republika ...

Kaum sind wir auf der Straße 67 hinter Tornal'a weiter gefahren, stehen wir um 14:50 Uhr schon an der Grenze zu Ungarn. Wie gehabt, ein kurzer Blick in unsere Ausweise, dann werden wir durchgewunken. In Ozd frage ich mich nach einem Bankomaten durch, der ist sehr gut versteckt. Ohne auskunftsfreudige Einheimische wäre er kaum zu finden. 50.000 HUF wandern in mein Portemonnaie, was bei einem Kurs von 1 Euro = 250 HUF einem Gegenwert von 200 Euro entspricht. An der Tankstelle fülle ich den Bus (die Benzinpreise bitte am Ende des Reiseberichts einsehen) auf und bekomme auch noch die gesuchte Ungarnkarte. Weiter geht es auf der Straße 25 in Richtung Eger.

Unterwegs beraten wir, wie wir die nächsten Tage verbringen werden. Arian ist schließlich der Boss und darf entscheiden. Er entdeckt auf der Karte kurz hinter Budapest einen See, an dem Campingplätze eingezeichnet sind. Dort will er hin. Kaum ist seine Entscheidung gefallen, taucht auch schon an der Straße ein Hinweisschild auf den Öko-Campingplatz auf. Der Campingplatz liegt unmittelbar am Ortseingang von Szarvaskö. Auf mein Anraten, sich den Platz doch einfach nur mal anzuschauen, geht er nach kurzem Zögern rein und macht einen Rundgang, während ich draußen vor der Einfahrt warte. Freudig kommt er zurück gerannt und verkündet, dass wir hier die nächsten Tage bleiben werden! Der erste Eindruck vom Öko-Campingplatz (N47°59.353' E020°19.786') ist sehr gut. Kleine parzellierte Rasenflächen unter Bäumen, sehr schattig und die sonstigen Anlagen nagelneu. Die sanitären Anlagen sind sehr gepflegt und könnten kaum besser sein!

Öko-Camping bei Szarvaskö
Eingang zum Öko-Campingplatz bei Szarvaskö

Der Bus ist schnell hergerichtet, wir haben den Stellplatz Nummer 5 genommen. Die Steckdosen sind unmittelbar am Platz, also ohne Übertreibung: Besser kann man eigentlich nicht mehr stehen. Wir teilen uns den kleinen Campingplatz mit einem britischen Ehepaar, das ein paar Parzellen weiter mit ihrem Wohnwagen und dem Land Rover Defender als Zugmaschine stehen. 

Alles ist getan, jetzt will der Bauch aufgefüllt werden. An der Zufahrt zum Platz haben wir vorhin ein Restaurant entdeckt, das wird jetzt einem gründlichen Test unterzogen.

Test bestanden! Die Gulaschsuppe ist gut und auf meinem Zigeunerbraten hat eine ganze Knolle gedünsteter Knoblauch Platz gefunden. Als Nachtisch gibt es Kastanienpüree mit Schlagsahne und Schokoladensoße. Das Kastanienpüree ist der absolute Hammer! Arian hat leider auf der Speisekarte überlesen, dass sein Essen mit Kochfleisch daher kommt und Kochfleisch, mag es noch so gut sein, kann er nun mal nicht ausstehen. Trotzdem, einfach köstlich das Essen.

Köstlich ist ohne Frage auch der Preis. Für 1 Gulaschsuppe, 2 Essen, 1 Kastanienpüree, 2 große Bier und 2 Sprite bezahle ich 3.420 HUF (13,68 Euro). Da lohnt sich kaum noch das Selberkochen.

Für den Kicker wechsele ich 100 HUF-Münzen ein, dann spielen wir ein paar Partien. Die Katzenwäsche weicht heute einer ausgiebigen Ganzkörperreinigung, dann wird unser Bully abgedichtet und ich tippe den heutigen Tag in meinen hp200LX Computer. Ich hoffe, dass meine hp200LX, ich habe zwei funktionsfähige und dazu noch diverse Ersatzteile, noch lange durch halten, da es für sie keinen adäquaten Ersatz mehr gibt. Zum Glück haben diese Geräte auch keine Displaybeleuchtung, so dass ich mit einem Satz von zwei AA-Akkus von eneloop sage und schreibe drei!!! Wochen über die Runden komme. Sagenhaft! Und das bei täglicher Anwendung und einem Schreibpensum, das auf DIN A4 fast fünfzig Seiten Reisebericht reinen Text (12pt bei einem einfachen Zeilenabstand) füllt. Über den PCMCIA-Adapter kann ich die CF-Karte dann zuhause auf dem PC auslesen und die Texte in OpenOffice importieren. Über ein einfaches Kabel kann ich ihn überdies noch an der 12V-Steckdose im VW-Bus betreiben und gleichzeitig die Akkus laden.

 

Szarvaskö/Ungarn, der 7. Urlaubstag

EM-Endspiel 2004: Griechenland - Portugal = 1:0

Sonntag, Juli 2004

Arian hat zum Frühstück in dem Laden an der Straße keine frischen Brötchen bekommen. So muss das alte Weißbrot von gestern herhalten. Nach dem Frühstück fülle ich mit unserer Schmutzwäsche eine Waschmaschine. Trotz der eingestellten 40°C wird die Maschine am Deckel doch recht warm. Na mal sehen, wie unsere Wäsche nach dem Waschgang aussieht. Eine Wäscheschleuder steht auch im Waschraum. Allerdings ist die Waschmaschine wohl ein wenig undicht, denn im Raum hat sich eine große Pfütze ausgebreitet.

Arian ist fasziniert von den vielen Stachelraupen, die hier herum kriechen. Jetzt hat er eine verletzte Raupe gefunden und will ihr den Stein herausoperieren, der in ihrem Körper steckt. Danach kommt sie auf die Krankenstation. Die hat Arian aus einem Blatt auf einem Stein, umgeben von dem Windschutz für den Kocher gebaut.

Unsere Wäsche hat die Tortur in der Maschine auch gut überstanden und schmückt jetzt unseren Stellplatz.

So langsam meldet sich mein Magen zu Wort und so laufen wir zum Restaurant. Arian geht heute auf Nummer Sicher und will sich nur an einem Hamburger versuchen. Ich bestelle den Lacibraten (Schweinefleisch natur mit Knoblauch und rotem Paprika), was natürlich nicht heißt, dass das Stück Fleisch jemals eine heiße Pfanne von innen gesehen hat. Arian hat Glück, denn es ist wohl der letzte Hamburger, der nach lautstarker Rückfrage in Richtung Küche noch da ist.

Bei meinem Fleisch lag ich richtig, aber Paprika ist nur aufgestreut und nicht frisch, dafür ist gehackter Knoblauch reichlich vorhanden. Arians Hamburger ist ein riesiges Brötchen. Das Fleisch hat er aber herausgeholt und lässt es auf dem Teller liegen. Arian: "Der Hamburger ist richtig gut, wenn man das Fleisch weg lässt."

Seine Gedanken sind schon wieder beim Kicker, aber ich mache ihm klar, dass es ein Kickerspiel nur gibt, wenn er nicht rummäkelt, sondern seinen Hamburger aufisst. Sein Gesicht spricht Bände, während er sich das Stück Fleisch runterquält. Ich habe es selbst gekostet und es stört Arian auch nur, dass es nicht genauso schmeckt, wie er es von McDonalds her gewohnt ist. Jetzt geht er an die Theke und bestellt sich noch etwas zu trinken, bekommt aber statt der gewünschten Sprite nur mit Selters verdünnte Sprite serviert. Ein Unglück kommt eben selten allein!

Öko-Camping
Öko-Camping

Wieder auf dem Platz zurück, wird endlich gekickert. Arian löchert mich schon die ganze Zeit. Das erste Spiel endet 5:5 unentschieden, im Zweiten schicke ich ihn mit 7:3 vom Kicker. Somit lautet seine Prognose für das heutige EM-Endspiel: Griechenland gewinnt gegen Portugal, da er mir vor dem Kickern Griechenland zugeteilt hatte.

Zwei Abstriche muss man aber gerechter weise am Komfort des Campingplatzes machen: 1. Die nahe Straße, die nur durch einen kleinen Bach getrennt neben dem Platz verläuft und 2. auf der anderen Seite die Eisenbahnlinie, die unmittelbar am Platz entlang führt. Pro Tag verkehren etwa 8 Züge auf dieser eingleisigen Strecke.

Bully auf dem Öko-Camping bei Szarvaskö
Bully auf dem Öko-Camping bei Szarvaskö

Jetzt wird es aber langsam Zeit für das Endspiel und wir gehen in das Hauptgebäude des Campingplatzes, wo sich auch die Pension befindet. Hier soll eigentlich ein Fernseher stehen, aber im Aufenthaltsraum wird gerade Tischwäsche gebügelt und nicht fern gesehen. So machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Die Kneipe mit dem Billardtisch hat schon geschossen, das Restaurant ist auch verriegelt und verrammelt. Im Ort sind um diese Zeit schon die Bürgersteige hochgeklappt, wie man so schön sagt.

Um 20:40 Uhr sind wir wieder in der Pension, jetzt steht ein kleiner Fernseher im Aufenthaltsraum. Irgend so ein MTV-Verschnitt läuft. Auf Nachfrage bringt man mir die Fernbedienung und ich zappe mich durch die Sender bis zum EM-Endpiel. Arian und ich sind die einzigen Zuschauer. Also rücken wir der kleinen Kiste auf die Pelle, damit wir nichts verpassen. Erst zur Halbzeit (0:0) kommen noch zwei Männer und wollen auch gucken.

Griechenland schlägt unter dem Nationaltrainer Otto Rehhagel Portugal durch ein Tor in der 57. Minute 1:0 und ist gefeierter Europameister 2004.

 

Szarvaskö ... Ungarn, der 8. Urlaubstag

Schlammschlacht

Montag, Juli 2004

Diesmal ist Arian bei seinen Bemühungen, fürs Frühstück zu sorgen, erfolgreicher als gestern. Er kommt mit 500g frischem Weißbrot für 85 HUF (umgerechnet 0,34 Euro) zurück.

Heute werden wir den Platz verlassen und in Richtung Slowenien weiter fahren. Um 12:15 Uhr kommen wir dann endlich weg, da wir erst noch ein Kicker-Match austragen müssen. So lassen wir die Puszta links liegen und Budapest durchqueren wir schnellst möglich, da es hier unerträglich heiß ist. Am Balaton machen wir nur eine kurze Rast (N46°50.254' E017°50.814') neben dem Bus und essen unser Grillhähnchen vom letzten Einkauf im Supermarkt.

Vorher haben wir noch das nahe Strandbad besichtigt. Arian ist der Meinung, dass das Wasser des Balaton nach Pusche riecht. Die Farbe ist auch alles andere als Vertrauen erweckend. Trotzdem ist es hier brechend voll. Somit fällt das Badevergnügen aus, zumal die Wassertemperatur auch keine Erfrischung mehr verspricht.

Nun versuchen wir noch unser altes Quartier von 1985 in Balatonmariafürday ausfindig zu machen, was aber leider nicht klappt. Ich habe es noch genau in Erinnerung: Unsere Zufahrt zum Haus war die recht steil ansteigende kleine Nebenstraße Kisfaludy utca. Nicht der winzigste Hügel ist hier mehr zu finden. Also geht es weiter, wir werden uns jetzt mal so langsam um ein Quartier kümmern.

Welchen Feldweg wir auch nehmen, er endet prinzipiell in einem Schlammloch. Einmal fahre ich einen Grasweg etwa 1 Kilometer weit entlang. Das Gras ist einen halben Meter hoch, wenn wir hier mal nicht stecken bleiben. Etwas mulmig wird mir auch schon bei dem Gedanken. Als wir schon nicht mal mehr die Tür öffnen können, ohne den Bus gleich voller aggressivem Fluggetier zu haben, wende ich und fahre zurück. Die beißen sich wohlmöglich nachts noch durch unsere Gaze. Nein Danke!

Gegen 22 Uhr werden wir dann doch neben Feldern fündig (N46°40.590' E016°39.955'). Hier gibt es sogar Glühwürmchen. Arian fängt eines und ist erstaunt, dass es nur ein unscheinbarer, kleiner schwarzer Käfer ist. Was dachte er denn? Es gibt heute kein Abendbrot mehr, nur eine kleine Katzenwäsche, dann legen wir uns in den Bus. Das Schiebedach machen wir jetzt ganz auf, unter freiem Himmel ist es am schönsten und nur so ist die Hitze zu ertragen. Die Öffnung des großen Stahlschiebedachs ist zum Innenraum hin mit Fliegengaze abgedichtet, das mit Klettband am Dachhimmel befestigt ist. So können wir Mückenfrei schlafen. 

 

und weiter geht's nach Bled in Slowenien ... 


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