Der Wassergarten 
der
Ernst-Reuter-Oberschule
in
Berlin - Mitte (Wedding)

Grafik von Hubert Höft-Baumgardt
Grafik von Hubert Höft-Baumgardt

Rolf Kästner arbeitet am Segelboot "Seahorse"
Blick am 7. Mai 1986 auf das Gelände zwischen Haus D und Haus C (oben).
Hier wird von mir (Backbord) gerade die "Seahorse" der Segel-AG überholt.
Rechts im Bild sieht man schon einen kleinen Teil der
ersten Baustufe unseres Schulteichs. 

Seerosen und Tannenwedel im Hauptteich
Seerosen, Rohrkolben und Tannenwedel
im Hauptteich (1995)

Farne, dahinter der Sumpfteil
Farne, dahinter der Sumpfteil (1998)

Entstehung eines Feuchtbiotops

Die Geschichte unseres Schulteichs nahm 1984 ihren Anfang. Ich stieß damals auf einen 2 Jahre alten Zeitungsartikel, in dem vom Bau eines Teichs im Schulgarten unserer Schule berichtet wurde. Das Projekt scheiterte aber an Standortnachteilen. Einmal auf den Geschmack gekommen, machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Standort. Der war auch schnell in Form einer fast baum- und strauchlosen, zugepflasterten, ca. 700 qm großen Fläche zwischen zwei Häusern (Haus C und D) gefunden, der einem "ökologischen Trümmerhaufen" glich. Von daher erübrigte sich eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Tier und Pflanzenwelt. Der Hof liegt abseits vom Schulbetrieb, ist dennoch sehr gut von Unterrichtsräumen des Haus C einzusehen, und ganztägig besonnt. Er erschien mir daher als ideales Gelände, um eine Zufluchtstätte für einheimische Pflanzen und Tiere aufzubauen. Wichtig war auch zu wissen, dass hier kein Biotop zerstört wird, nur um ein Neues zu schaffen. Nachdem die Schulleitung dem Projekt grünes Licht gab und auch die Finanzierung "stand", machte ich mich mit Kollegen und Schülern an die Planung. Nach ausgiebigem Literaturstudium und unzähligen Planskizzen konnten wir dann endlich im Frühjahr 1985 mit dem Bau beginnen. 

Planskizze des Schulteichs
Planskizze zur Terrassenbauweise des Schulteichs

Entenpaar zu Besuch
Entenpaar zu Besuch

Wir haben versucht bei der Projektierung und Bauausführung folgende Ideen umzusetzen:

Sibirische Sumpfschwertlilie
Sibirische Sumpfschwertlilie

Orchideenart am Schulteich
Orchideenart

Als Bewohner sollen Amphibien gute Lebensbedingungen vorfinden, Fische sind in unserem Biotop daher nicht erwünscht.
Die Wassertiefe soll bis zu 0,8 m betragen, damit der Teich auch in langen Frostperioden nicht vollständig durchfriert.
Der Teich soll über ein möglichst großes Wasserreservoir verfügen.
Er wird in Terrassenbauweise angelegt, um ein Abrutschen des Ufers zu verhindern.
Flachwasserzonen und Terrassenbauweise wollen wir hauptsächlich am Nordufer schaffen, um schnelle Erwärmung zu gewährleisten.
Den Tiefwasserbereich (möglichst Steilufer) nahe am befestigten Betrachterstandort schaffen, wodurch Besucher auf Distanz gehalten werden.
Ausreichende Ruhezonen für Pflanzen und Tiere durch gezieltes Ablagern von Erdaushub bilden, damit begehbare Bereiche von Pflanzbereichen unterschieden werden können.
Eine lange, geschwungene Uferlinie vergrößert den Kontakt zwischen Wasser und Land.
Die Teichfolie soll keinen "Luftanschluss" haben, damit ufernahe Bereiche natürlich feucht sind.
Die Pflanzenwelt wird nach Aussaat und Anpflanzung weitestgehend sich selbst- also naturbelassen.

Sumpfdotterblume
Sumpfdotterblume

 

Seerose neben einem Baumstamm
Schulteich im Jahr 1988 nach Ausbau und Bepflanzung.

Rohrkolben
Rohrkolben

Mit Hilfe kräftiger Schüler des 10.Jahrgangs entsiegelte ich 1985 die Fläche zwischen den Häusern C und D. Die Gehwegplatten wurden auf dem Schulgelände zwischengelagert, bis sie schließlich vom Grünflächenamt abgeholt wurden. Die Grube haben wir stufenförmig bis auf eine Tiefe von 80-90 cm ausgehoben. Ringsherum richteten wir Flachwasser- und Sumpfzonen ein. Unsere Werkzeuge waren Schubkarre, Spitzhacke, Spaten und Schippen. Maschinen standen uns für den harten, lehmhaltigen Boden leider nicht zur Verfügung. Jede Menge Bauschutt machte uns außerdem die Arbeit schwer und musste erst mit der Spitzhacke aus dem Boden herausgelöst werden. Sechs Wochen später, kurz vor den Sommerferien 1985, war es endlich soweit: Wir legten die Teichfolie ein und dann hieß es "Wasser marsch". Bei sommerlichen Temperaturen gab es nach der vielen anstrengenden Arbeit für die Schüler kein Halten mehr. Es durfte gebadet werden. Ich hatte die Möglichkeit ja schon angekündigt und so hatte auch jeder seine Badehose dabei. Kurz vor den großen Ferien setzten wir noch die ersten Pflanzen, und füllten anschließend den Teich auf. 

Im Spätsommer des Jahres 1985 wurde der Teich fertig gestellt. Zahlreiche Pflanzen und Tiere stifteten Schüler und Lehrer dem Projekt. So kamen wir auch zu den ersten Bewohnern, sechs Teichmolchen, die Schüler in einer "Pfütze" auf dem S-Bahngelände am Gesundbrunnen fanden. 


Erweiterung des Schulteichs - unser Schulbiotop wächst

Im darauf folgenden Jahr 1986 reifte der Entschluss, den vorhandenen Teich zu erweitern und das Gelände in einen Wassergarten umzugestalten. Inzwischen wurde dieser Außenbereich durch ein Tor vom übrigen Schulgelände abgetrennt, da der Teich immer wieder von Schülern als Müllkippe missbraucht wurde. Dadurch, dass der unkontrollierte Zugang erschwert wurde, konnte sich die Pflanzen- und Tierwelt jetzt ungestört entwickeln. 

Planungsskizze für die Erweiterung des alten Teichs
Planungsskizze für die Erweiterung des alten Teichs

Schüler der Wassergarten-AG auf dem Polder in Reinickendorf
Schüler der Wassergarten-AG auf einem Polder in Reinickendorf

Da eine Erweiterung schon bei der ersten Planung ins Auge gefasst wurde, konnte nach kurzer Planungsphase im Frühjahr 1987 mit dem Ausbau begonnen werden. Alle Arbeiten wurden, wie auch schon in der ersten Baustufe, mittels "Muskelhypothek" bewältigt. Die Teichfolie habe ich während der Sommerferien im Schulgebäude ausgelegt und mittels Cutter, Kaltschweißmittel und Bleiplatten in die richtige Form gebracht. Die Bleiplatten dienen normalerweise der Seifenkisten-AG unserer Schule in ihren Rennern als Ballast. Beim Verschweißen der PVC-Folie benötigte ich sie zum Fixieren und Beschweren der Schweißnähte.

Diesmal waren ungleich größere Erdmassen zu bewegen, da die 2.Baustufe uns bis in eine Tiefe von 1,3 Meter führte. Auch wuchs die Teichoberfläche jetzt auf etwa 100 qm an! Der Erdaushub wurde im Sommer 1987 abgeschlossen, noch kurz vor den Großen Ferien hieß es bei hochsommerlicher Hitze "Wasser marsch!". Einige Schüler nutzten diese Gelegenheit auch gleich für ein erfrischendes Bad. Im folgenden Frühjahr 1988 wurde das Gelände locker bepflanzt. Pflanzen besorgte ich - mit Erlaubnis der unteren Naturschutzbehörde - mit den Schülern Sascha, Martin und Daniel von einem Polder in Reinickendorf (siehe Bild rechts). 

Im April 1988 errichteten die Schüler Sascha, Martin und Daniel aus Baumscheiben, Hohlziegeln und Lehm eine "Bienenwand" für Solitärbienen (siehe Bild unten).

Schüler der Wassergarten-AG
Schüler der Wassergarten-AG

Bau der Bienenwand durch Schüler
Bau einer "Bienenwand" für Solitärbienen 1988

Bau der Bienenwand durch Schüler
Bau der "Bienenwand" 1988
durch Schüler der Wassergarten-AG

Bienenwand nach der Fertigstellung
Unsere "Bienenwand" nach der Fertigstellung

Die Bienenwand ist mit ihrer Front nach Süden hin ausgerichtet. Als Regenschutz dient ein Bretterdach aus unbehandeltem Holz. Im Bild unten die mit Glasröhrchen gefüllte Trommel geöffnet zur Beobachtung der Solitärbienen. 

Bienenwand
Bienentrommel zur Beobachtung der Solitärbienen

Im April 1988 baute ich mit Hilfe eines normalen Toilettenspülkasten eine automatische Wassereinspeisung, wodurch das Teichniveau selbständig reguliert wird. Unserem Hausmeister ist nicht zuzumuten, in den Sommermonaten – meist in den Großen Ferien, wenn alle im Urlaub sind - alle paar Tage Wasser in den Teich zu füllen. In die PVC-Teichfolie hatte ich gleich nach dem Auslegen zwei 40er PVC-Rohre (Abflussrohre aus dem Sanitärbereich) mittels Kaltschweißmittel eingeklebt. Das eine Rohr dient dem Wasserzufluss für den Teich durch den Spülkasten, das zweite Rohr ist am Standrohr (graues 100er PVC-Rohr links neben dem Spülkasten im Bild rechts) angeschlossen. Hier kann später zum Beispiel eine elektronische Niveauregulierung installiert werden. Der rote Schlauch stellt den Wasserzulauf zwischen dem nahen Wasseranschluss am Haus C und dem Spülkasten her. 

Gleichzeitig haben wir eine unterirdische Wasserleitung mit zwei Wassersteckdosen verlegt. Dadurch haben wir im Garten die Möglichkeit, ohne endlose Schlauchmeter Rasensprenger anzuschließen. Hierfür erschien uns das Gardena-System mit seinen Steckkupplungen geeignet. 

Ebenfalls von Gardena stammt das Material der Bewässerungsanlage mit den Sprühregnern, wodurch die Außenbereiche zeitgesteuert bewässert werden können. 

Niveauregulierung
Toilettenspülkasten für die
automatische Wassereinspeisung
in den Schulteich

Zur Begrenzung des Wassergartens wurde zwischen den Häusern C und D von Herrn Steckel mit Schülern eine Steinbarriere errichtet, um unseren kleinen Gästen das "Ausbüchsen" ein wenig zu erschweren.

Wassergarten nach dem Umbau
Wassergarten 1988, links das Haus C mit den Klassenzimmern

Wassergarten
Frühsommer 1988 im Wassergarten

Die Gestaltung der gesamten Anlage nahm aber noch viel Zeit in Anspruch und ist auch heute noch nicht vollständig abgeschlossen.

Seerosen und Rohrkolben am Wassergarten
Seerosen und Rohrkolben im Wassergarten - Juni 1992

Blick zum Eingang des Wassergarten
Blick zum Eingang des Wassergarten - Juni 1992

Seerosen im Teich
Seerosen im Teich - Juni 1992


Vom Schulteich zum Wassergarten
- das Schulbiotop der Ernst-Reuter-Oberschule -

Ein Feuchtbiotop sollte in seiner Bedeutung als Überlebensraum für Wildtiere und -pflanzen nicht unterschätzt werden. Es dient als Laichplatz für Amphibien, stellt einen Großteil der Nahrungsreserven für unsere insektenfressenden Tiere und ist unentbehrlich für die Fortpflanzung von Libellen und vielen anderen Tierarten.  

Erdkröte
Erdkröte (bufo bufo) im Wassergarten

Teichfrosch
Teichfrosch (rana lessonae) im Wassergarten

Unser Schulteich wurde in den ersten Jahren mehrmals mit Frosch- und Krötenlaich besetzt, da eine natürliche Zuwanderung für uns im innerstädtischen Bereich leider wegfällt. So laichte im März 1990 zum ersten Mal der Grasfrosch (Rana temporaria) ab. Ihm folgte im Mai 1991 der Teichfrosch (Rana lessonae), was in den folgenden Jahren zu einer stabilen Froschpopulation geführt hat. Die anfangs zahlreich vertretene Erdkröte (Bufo bufo) hatte bereits 1989 abgelaicht, wie Funde junger Tiere bewiesen, wurde aber in den letzten Jahren wieder seltener gesichtet. Aus der Familie der Salamander sind die Teichmolche (Triterus vulgaris) seit Bestehen des Biotops unsere ersten Gäste, die aufgrund zahlreicher Nachkommen schon in andere Teiche (z.B. Fritz-Karsen-Schule, Max-Beckmann-Schule und diverse private Teiche in Laubenkolonien, sogar in Hannover) übersiedelt wurden.

männlicher Teichmolch
männlicher Teichmolch

weiblicher Teichmolch
weiblicher Teichmolch

Skizze von Hubert Höft-Baumgardt
Grafik von Hubert Höft-Baumgardt

Teichfrösche und Teichrosen
Teichfrösche und Teichrosen

Teichrose
Teichrose

 


Projekte zum Schulbiotop der Ernst-Reuter-Oberschule

Das Projekt Nistkasten startete im Frühjahr 1989 mit dem Ziel unseren kleinen gefiederten Gästen auf dem Schulgelände ein wenig mehr Komfort zu bieten. 

Im Februar 1995 wurde unserer Schule von der BEWAG eine Solaranlage gespendet. Seit 1997 versorgt sie unsere elektronische Wetterstation im Wassergarten mit der nötigen Energie. Per Telemetrie werden die Wetterdaten (Lufttemperatur, Luftfeuchte, Helligkeit und Luftdruck) und Messdaten der Solaranlage (Spannung und Stromstärke) sowie aus dem Schulteich die Wassertemperatur an einen Computer gesendet. Dieser Computer zeichnet die Messdaten alle 5 Minuten auf und speichert sie mit Datum und Uhrzeit ab.

Schüler der Arbeitsgemeinschaft Wassergarten kümmerten sich früher um anfallende Arbeiten und entspannten sich in ihren Pausen- und Freizeiten am Teich. In den letzten Jahren aber ist die Bereitschaft von Schülern, Arbeiten im Wassergarten zu verrichten, leider sehr gebremst.

Die Überwachung der Wasserqualität hat sich der Wah1pf1ichtkurs Chemie zur Aufgabe gemacht. Erfassung und Auswertung der Analysendaten geschieht mittels Software am Computer.

Zugang zum Wassergarten
Zugang zum Wassergarten Januar 1991

Wassergarten im Frühjahr
Wassergarten im Frühjahr 1989

Wassergarten im Frühjahr
Wassergarten im Frühjahr 1989

Wassergarten im Frühjahr
Wassergarten im Frühjahr 1989
links Haus D, rechts Haus C

Wassergarten im Frühjahr
Wassergarten im Frühjahr 1989


Blick über den Wassergarten Oktober 2000


Haus C mit Solaranlage Oktober 2000


Wassergarten im Februar 2001


Zur Zeit (im Jahr 2000) planen wir folgende Projekte:

Skulptur von H. Höft-Baumgart
Eule wacht im Wassergarten
- eine Skulptur der Bildhauer-AG
von Hubert Höft-Baumgardt

  • Wetterstation optimieren und kalibrieren, damit wir "vernünftige" Messwerte (nicht besseres Wetter) erhalten
  • Bau eines "Hochteichs", wo Tiere und Pflanzen den Schülern besser präsentiert werden können
  • Sitzgelegenheiten für Schüler aus Baumstämmen anfertigen, damit die Ruhezonen am Teich entlastet werden.

In eigener Sache: Nachdem meine Tätigkeit an der Ernst-Reuter-Oberschule endete, hege ich aber die Hoffnung, dass andere die begonnenen Arbeiten fortführen, damit dieses kleine Biotop den Schülern und Kollegen, aber insbesondere auch den dort heimisch gewordenen Tieren erhalten bleibt.


Nistkästen auf dem Gelände der Ernst-Reuter-Oberschule und am Wassergarten

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